Säuglingsernährung
9. November 2022

Ernährung während der Schwangerschaft:

Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Stoffwechsel, sowie der Ernährung während der Schwangerschaft und dem weiteren Wachstum und der Organentwicklung des Kindes (so genannte „Metabolische Programmierung der späteren Gesundheit“). Das Risiko des Kindes für Diabetes mellitus und Fettsucht, der so genannten „Adipositas“, steigt durch mütterliche Adipositas bei Schwangerschaftseintritt, Schwangerschaftsdiabetes und zu starke kindliche Gewichtszunahme in den ersten zwei Lebensjahren.

Ernährung des Kindes im ersten Lebenshalbjahr:

Stillen:

Ausschließliches Stillen gilt weiterhin als beste Form der Ernährung für gesunde Säuglinge in den ersten Lebensmonaten, wobei das erste Anlegen innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Geburt erfolgen sollte. Darüber bekommt das Neugeborene reichlich Antikörper, die das Abwehrsystem stärken.

Die empfohlene Mindeststilldauer beträgt bis zum Beginn des fünften Monats; spätestens mit Beginn des zweiten Lebenshalbjahres sollte dann die Beikost eingeführt worden sein. Bei altersgemäßer Beikost kann solange gestillt werden, wie Mutter und Kind es wünschen.

Gestillte Kinder haben im Schul- und Erwachsenenalter ein um ein Fünftel reduziertes Risiko für Übergewicht und Adipositas. Unabhängig davon gibt es Hinweise, dass gestillte Kinder seltener an Allergien und Neurodermitis, an Mittelohrentzündungen, plötzllichem Kindstod und Magend-Darm-Infekten sowie an einer bestimmten chronischen Darmentzündung (Morbus Crohn) leiden.

Ernährung der stillenden Mutter:

Die Nahrungsaufnahme sollte abwechslungsreich und ausgewogen sein und regelmäßig erfolgen. Seefisch sollte zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen, dabei ist mindestens einmal fettreicher Seefisch, wie z.B. Hering, Makrele, Lachs oder Sardine, zu wählen. Reduktionsdiäten sind zu vermeiden.

Rauchen und der Konsum von Alkohol sollte vermieden werden. Er verringert, ebenso wie das in die Muttermilch übergehende Nikotin, die Milchbildung. Die Einnahme von Medikamenten bitte immer nur in Rücksprache mit dem Arzt! Zusätzlich zur Verwendung von Jodsalz werden Jodtabletten mit der Dosis von 100 µg/d angeraten.

Säuglingsanfangsnahrungen:

Falls das Stillen nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, ist die zweitbeste Lösung eine Ernährung mit einer industriell hergestellten Säuglingsanfangsnahrung, die der Muttermilch weitestgehend ähnlich sein sollte. Diese Anforderung wird am ehesten von den so genannten “Pre-“ bzw. “Start“-Nahrungen erfüllt, die Laktose (Milchzucker) als einziges Kohlenhydrat enthalten. Diese Babynahrung kann genau wie Muttermilch nach dem Bedarf des Kindes gefüttert werden, es ist nicht zu befürchten, dass die Kinder hierdurch zu dick werden.

Falls das Baby mit dieser Nahrung im ersten halben Jahr wirklich nicht mehr satt wird, kann auf Säuglingsnahrung gewechselt werden, die außer Laktose noch andere Kohlenhydrate enthält und dadurch sämiger und sättigender ist (üblicherweise auf den Packungen mit “1”bezeichnet). Am besten ist hier eine Nahrung, bei der als Kohlenhydratzusatz nur Stärke verwendet wird. Alle weiteren Zusätze wie z.B. Saccharose, Fruktose und Honig geben der Nahrung einen süßen Geschmack, an den sich die Kinder sehr schnell gewöhnen. Muttermilch, Pre- oder auch 1-er Nahrungen können im gesamten ersten Lebensjahr als Milchmahlzeiten gegeben werden. Bei den so genannten Folgenahrungen” oder “2er Nahrungen”, die von den Firmen mit dem Aufdruck “ab 4. Monat” ersehen werden, handelt es sich lediglich um eine Kuhmilchverdünnung, bei der der Fettgehalt modifiziert wurde und Vitamine zugesetzt wurden. Folgemilchen mit der Ziffer „2“ oder „3“ sind für Säuglinge ab dem 7. Monat als Teil einer Mischkost geeignet. Um eine normale Gewichtsentwicklung zu erzielen, sind Säuglingsnahrungen mit sehr hohem Eiweißgehalt zu vermeiden.

Die Herstellung von Säuglingsanfangsnahrungen kann mit kühlem Leitungswasser, das dann zeitnah erhitzt wird, erfolgen.

Eine hypoallergene (HA-) Nahrung wird für Kinder, deren Eltern oder Geschwister Atopiker sind, d.h. an Allergien, Asthma oder Neurodermitis leiden, mindestens bis zum Beginn des fünften Lebensmonats empfohlen. Hier ist das Kuhmilcheiweiß weiter aufgespalten.

Keinen Nutzen in Bezug auf die Allergieprävention bieten Säuglingsnahrungen auf der Basis von Soja, Ziegen-/Stuten- oder anderer Tiermilch.

Zusätzlich zum Stillen, bzw. der HA-Nahrung, spielt bei der Allergieprävention die Umgebung eine wichtige Rolle. Zu vermeiden sind Fell tragende Haustiere, Schimmel und feuchte Stellen, sowie lösungsmittelhaltige Lacke und Farben. Das Lüften sollte an stark befahrenen Straßen zu verkehrsarmen Zeiten erfolgen.

Der 2. Abschnitt – Beikost:

Empfohlener Beginn ist frühestens mit Beginn des fünften und spätestens mit Beginn des siebten Monats. Abwechslungsreiche Kost, die auch z.B. fettreichen Fisch enthält, ist dabei wichtig. Keinen Schutz vor Allergien bietet die Meidung oder spätere Einführung von häufig Allergie auslösenden Lebensmitteln. Im Gegenteil wird zur Vermeidung von Allergien und der Sprue (Zöliakin) die Einführung von Fisch, Erdnussbrei, glutenhaltigen Nahrungsmitteln (z. Bsp. Getreideprodukte) bereits ab dem 5. Monat empfohlen.

Eine zusätzliche Flüssigkeitsgabe wird erst mit Einführung des dritten Beikostbreis (Getreide-Obst-Brei) benötigt, wobei Leitungswasser zu bevorzugen ist. Ab dem 10. Lebensmonat sollte der Säugling mit ca. 200ml zusätzlicher Flüssigkeit versorgt werden.

Quellen: Deutsches Ärzteblatt 1/2 vom 10. Januar 2011, KinderaerzteimNetz.de, FKE-Forschungsinstitut für Kinderernährung „Das Baby“- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Weitere Hilfe bei Still- und Ernährungsfragen: Bund Deutscher Hebammen (www.bdh.de), Forschungsinstitut für Kinderernährung (www.fke-do.de), Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (www.bzga.de)